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Brief von Eva Demki

 

 

liebe frau schellenberger, ich bitte sie, die teilnehmerinnen und teilnehmer ganz herzlich von ihrer schirmfrau zu grüßen. diese hat jetzt, aber auch in der vergangenheit, ein weiteres mal auszubaden, daß sie nichts rechtes gelernt hat. zum fünftenmal gehe ich nun die druckfahnen meines buchs durch, letzte gelegenheit, und man findet immer noch kleine fehler. furchtbar.

wenn sie schreiben wollen, bedenken sie: das ist ein sehr analoges, altmodisches und dorniges geschäft. getwittert und gepostet ist schnell, das wissen sie ja, und über sonderbare schreibweisen und schiefe bilder, doofe vergleiche und banale sätze sieht man da leicht hinweg. aber wirkliches, haltbares, wie ein alter dichter namens gottfried benn es nannte, hinterlassungsfähiges schreiben heißt aufheben, das ist im doppelten sinn gemeint. aufheben, was man sieht und hört und riecht und schmeckt und liebt und haßt und so weiter. so lang, bis man den einzig richtigen ausdruck findet.

aber das wissen sie ja alles.

übrigens ist lesen und vorlesen sehr gut. lesen sie ihrem freund oder ihrer freundin ihre texte vor, schon gehen bei den fehlern lämpchen an, bei den besonders gelungenen stellen aber auch. stellen sie nicht ihre mutter als lektorin an. müttern gefällt entweder alles oder nichts, beides ist nicht hilfreich.

seien sie nicht in ihre texte verknallt, das passiert leider ziemlich oft. liebe macht blind. gehen sie lieber ein paar schritte zurück und stellen sie sich fremd ihrem papierenen kind gegenüber.

wenn sie es dann noch lieben, ist es richtig.

viel spaß, bleiben sie dabei, sprache macht unglaublich viel spaß.

mit herzlichen grüßen vom schreibtisch aus- ihre schirmfrau eva demski

 

mögen sie das vorlesen? wenn ja, dann nur zu!

grüße ihre e.d.