Schulen als Kultureller Ort
Grundlagentext des Hessischen Kultusministeriums von Gabriele Vogt /Ministerialrätin a.D.
Schulen sollen sich als ein Ort vielfältiger kultureller Aktivitäten verstehen. Über Theaterspielen und Tanzen, Malen und plastisches Gestalten, Musizieren, Musik erfinden, kreatives oder journalistisches Schreiben, Fotografieren und Filmen lernen Kinder und Jugendliche den bewussteren Umgang mit eigenen Vorstellungen, Erlebnissen, Erfahrungen. Ein wichtiger Grundsatz ist kulturelle Offenheit: Jeder und jede sollte der künstlerischen und kulturellen Tradition des eigenen Landes und der anderer Länder offen und kenntnisreich begegnen können.
Wenn Kinder und Jugendliche ihre Ideen künstlerisch gestalten und öffentlich präsentieren, entwickeln sie ganz nebenbei auch gesellschaftlich wichtige Fähigkeiten: Vertrauen in die eigenen Kräfte, Ansätze zu kreativem, alternativem Denken und Bereitschaft zu sozialem Handeln. Mehr...
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Kulturell und künstlerisch engagierte Schulen begründen ihre Aktivitäten häufig mit der Lebenssituation heutiger Kinder und Jugendlicher: Aufgewachsen in einer „fertigen“ Konsum- und Medienwelt mit einer Flut von Eindrücken, Informationen und Bildern haben Kinder und Jugendliche ausgeprägte Fähigkeiten entwickelt, vieles gleichzeitig zu tun, sekundenschnell zu reagieren, selektiv und assoziativ wahrzunehmen.
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Kulturelle Praxis im Schul- programm (Indikatoren)
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Die eigene künstlerische Praxis bekommt so eine ganz neue Bedeutung. Denn sie bietet die Chance, eine Art „Gegenkultur“ zu entfalten, bei sich zu sein, Kreativität, alternatives Denken und Eigen-Sinn zu entwickeln. Und ausgerechnet die scheinbar so spielerische künstlerische Tätigkeit fordert von Kindern und Jugendlichen einige fast altmodische Arbeitstugenden: Genauigkeit, Ausdauer und diszipliniertes Üben zum Beispiel sind grundlegende Voraussetzungen für künstlerische Entwicklungsprozesse. Ebenso bedeutsam ist die Entwicklung von Teamfähigkeit in der Arbeit an einem gemeinsamen Projekt. Mehr...
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Seit einigen Jahren verstärkt sich an vielen Schulen der Wunsch, sich im Zeichen von kultureller Bildung gemeinsam weiter zu entwickeln:
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Seit 2008 erproben inzwischen 20 KulturSchulen unter dem Motto „Eine Kunst für jeden“, wie man die Spielräume und den Stellenwert von Kultureller Bildung in der Sekundarstufe I deutlich erweitern kann. Dabei geht es nicht nur um ein besonders vielseitiges Angebot in allen Bereichen Ästhetischer Bildung und kultureller Praxis, sondern auch um sinnlich-kreatives Lernen in allen Fächern und unterstützende organisatorisch-strukturelle Veränderungen. Alle Profilschulen haben ein verbindliches übergreifendes Profil zu entwickeln und sich an überprüfbaren Qualitätsmaßstäben und Zielen zu orientieren. Mehr...
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Die digitalen Medien haben eindrucksvolle neue Möglichkeiten für den Fachunterricht in Kunst, Musik und Deutsch eröffnet. Für die Ästhetische Bildung wird besonders der nicht normierte, experimentelle und kreative Umgang mit Hard- und Software einen entscheidenden Zugewinn bedeuten. Damit verbinden sich neue Herausforderungen für die Lehrkräfte, für die daher ein besonderes Fortbildungsangebot (abrufbar über die Fachberatungen Kultur der Staatlichen Schulämter) bereitgehalten wird. Mehr...
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Die Aura und Überzeugungskraft von Menschen, die Kunst zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, ist ein guter Weg, um Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Kunst und Kultur zu öffnen. Besuche von Musikern an Schulen, Schreibwerkstätten mit Auto-ren, Atelierbesuche bei bildenden Künstlern sind Momente gelebter Kultur, die oft einen nachhaltigen Einfluss auf die eigene künstlerische Praxis von Schülerinnen und Schülern haben. Zusätzlich werben Theater, Opernhäuser, Konzertveranstalter und Museen seit einigen Jahren durch attraktive Angebote für Schulen um ein junges Publikum.
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Schulen, die im kulturellen Bereich einen besonderen Schwerpunkt gesetzt haben, unterstützen sich zunehmend auch wechselseitig: In landesweiten Netzwerken und regionalen Verbünden (Musikalische Grundschulen, Schulen mit Schwerpunkt Musik) tauschen sie ihre Erfahrungen aus. Mit Hilfe von Landeskoordinatoren und regionalen Koordinatoren unterstützen sie sich gegenseitig, dokumentieren ihre Ideen und bilden sich auf Jahrestagungen mit externen Fortbildnern gemeinsam weiter. |